Die für den Kraichgau so typischen Hohlwege sind oft Relikte historischer Straßen. Sie repräsentieren einen Teil des Lebens im Kraichgau und sind unmittelbar mit den Menschen dieses Altsiedlerlandes verbunden.
Viele Legenden ranken sich um solche 'Hohlen'. Die wohl bekannteste ist die des Schweizers Wilhelm Tell, der im November 1307 den Landvogt Gessler aus sicherem Versteck auflauerte. Dem Zitat zufolge soll er gesagt haben: 'Durch diese hohle Gasse muss er kommen, es führt kein ander Weg nach Küssnacht.'
Hohlwege entstanden durch eine immerwährende Befahrung und Begehung der gleichen Strecken. Unter der Last der Gespanne verdichtet der Boden einerseits während Wagenräder und Hufe die Bodenoberfläche gleichzeitig wieder auflockerte. Das Regenwasser konnte so nicht eindringen und floss schnell oberflächlich ab. Dabei schwemmte es loses Material mit, was nach und nach zur Vertiefung führte. Nach starken Regenfällen kann man in naturbelassenen Hohlwegen diesen Prozess bis heute verfolgen.
In der Biokartierung der Landesanstalt für Umweltschutz in BW sind über 450 Hohlwege erfasst, was rund 1/3 aller Hohlwege in BW ausmacht. Einige Hohlwege im Kraichgau besitzen sogar den Status des 'Flächenhaften Naturdenkmals', da sie eine herausragende ökologische Bedeutung für Arten- und Biotopschutz haben. Beispielhaft hierfür sind z. B. die Galgenhohle in Oberöwisheim oder die Kreuzhohle in Unteröwisheim/Bruchsal.
Hohlwege sind ein Eldorado für viele Tiere und Pflanzen. Unzählige Wildwechsel-Spuren weisen auf eine rege Nutzung durch einheimisches Wild wie Rehe, Marder und Wildschweine hin.
Ihren typischen Charakter verdanken viele Hohlwege der Rubinie auch als 'falsche Akazie' bekannt. Ähnlich wie der Steinriegel oder ein Halbtrockenrasen bieten Hohlen sonnenliebenden Schmetterlingen, Hornissen und Wildbienen einen idealen Lebensraum. Ebenso fühlen sich große wie kleine Marderarten, Höhlenbrüter wie der Bienenfresser sowie Schönheiten wie die wilde Anemone oder das Knabenkraut wohl.
Geschütze Hohlwege verbinden auf einzigartige Weise einen artenreichen Lebensraum und historisches Kulturgut für Mensch und Natur.
(Quelle: Nabu Kraichgau und 'Naturführer Kraichgau' LfU)
Bilder: Walter Batzler Kraichtal